Terrarianer und ihr Umgang mit Literatur

 

Gedanken zu Fachliteratur

  • Fachliteratur hat, im Gegensatz zur Sachliteratur, welche vom allgemeinen Fachjargon befreit ist, spezielle Fachtermini.
  • Fachliteratur in der Herpetologie bedient sich spezieller Fachwörter und Systematik.
  • Fachliteratur wird zwecks Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse publiziert. 

Unter Fachliteratur im Hobby Herpetologie zählen: 

  1. Fachbücher und Monografien
  2. Nachschlagewerke, Fachlexikon, Wörterbuch der Fachsprache
  3. Fachzeitschriften, Journale und Fachartikel
  4. Fachliche Publikationen im Internet.
  5. Fachliteratur in elektronischen Medien, z.B. Online-Plattformen.

Fachliteratur entsteht in allen Sprachen, international erscheint sie auf Englisch. Damit sage ich, dass man selbstverständlich speziell zu seiner Art Fachliteratur auf Arabisch oder Chinesisch erhalten kann.

Fachliteratur auf Englisch wird es zunehmend geben, auch unsere deutschsprachigen Herpetologen publizieren in dieser Sprache.

Fachliteratur wird fachlich lektoriert, im Gegensatz zu Internetplattformen oder Foren und Gruppen in sozialen Medien, wie z.B. Facebook. Gedruckte Literatur ist also zum Zeitpunkt des Druckes auf Richtigkeit geprüft. Man kann davon ausgehen, dass der Autor den derzeitigen Wissensstand ausarbeitet. Jedoch ist es einmal gedruckt, im Gegensatz zu Internetplattformen, leider nicht mehr zu aktualisieren.

 

Wie stellt sich unsere Literatur heute dar?

  1. Die Taxonomie ist im ständigen Wandel. Arten werden einer Gattung neu zugeordnet, ja sogar für sie in eine neue Gattung gestellt.
  2. Gestaltung und Technik unterliegen neuen Erkenntnissen, da wir immer mehr über unsere Pfleglinge lernen. Vor einiger Zeit wusste man noch nichts über UV-Sehen, nur als Beispiel.
  3. Leuchtmittel die vor Jahren noch empfohlen wurden, sind heute verpönt, da wir über deren Schaden mehr wissen, oder sie sind aus dem Handel ganz verschwunden.
  4.  Literatur, die vor Jahren noch richtig war, ist heute deshalb Schrott? Sind wir nicht in der Lage, die darin befindlichen Erkenntnisse zu reflektieren?
  5. Zu Arten, die sich jetzt gerade in der Terraristik etablieren, oder nur einen kleinen Kreis interessiert, gibt es kaum einen Haltungsbericht, oder gar ein Buch.

Warum schreiben heute kaum noch Terrarianer ihre Erfahrung nieder?

Literatur wird verurteilt. Das ist im sozialen Netzwerk normal

  1. Wenn viele sagen das Buch taugt nichts, wird es aufgegriffen und verbreitet, egal ob man das Buch kennt.
  2. Meistens verurteilen junge Terrarianer Literatur, obwohl ihnen selbst noch jedes Urteilsvermögen wegen mangelnde Grundlagen fehlt.
  3. Anfänger verurteilen gestandene Terrarianer, vor allem dann, wenn diese aktiv sind.

Fazit: eine sehr schlechte Grundlage die zu motivieren, die Haltungsberichte schreiben könnten.

 

Was trifft man im sozialen Netzwerk an?

Eine „Ich will informiert werden-Mentalität“

  1. Ich bin Anfänger, also habe ich so bedient zu werden.
  2. Ich kann zu jeder Zeit alles fragen und alles sagen, man muss das tolerieren.
  3. Man darf nicht von mir erwarten, dass ich mir die Informationen selbst suche, meine Frage hat sofort Wichtigkeitsstatus.
  4. Ich lese nicht ob man mein Thema schon vor einem Tag diskutierte, meine Frage stelle ich JETZT.
  5. Ich entscheide ob mir meine Frage freundlich und ausreichend genug beantwortet wurde.

Ich lese keine Bücher, ich will Informationen vom Terrarianer

  1. Dies ist in der Tat eine gute Sache, denn im persönlichen Kontakt kommt es zu konstruktivem Austausch.
  2. Ein Austausch auf einer Ebene, bedarf aber zumindest eine Grundlage, dass der gegenüber erfassen kann, was man vermitteln will. Ohne Grundlagenwissen, ist das zumindest zermürbend.

Ich will den persönlichen Austausch mit einem Terrarianer, bin aber selbst nicht bereit, mir irgendwelche Umstände anzutun.

Hier rede ich von Kontakt zu Treffs in Gruppen und Tagungen.

 

So wie der Umgang mit Literatur, so auch der Umgang mit Präsentationen

  1. Man will die direkten Informationen, ohne ein Buch kaufen zu müssen.
  2. Man will die Informationen, die man durch eine Präsentation bekommen kann.
  3. Man will aber keine Reise zu einer Tagung. Die beste Frage ist in dem Fall, ob das mal jemand filmt.

Persönlichen Erläuterung

Dass ein Buch mit Mühe und eigene hohe Kosten verbunden ist, muss man ja nicht bedenken. Man schaut einfach mal ins Literaturverzeichnis und kann in etwa ermessen, welche Literatur man als Autor erwarb. Dann schaue man sich die Bilder an, kann in etwa ermessen, dass man ja als Autor auch Terrarinaner ist, also die Terrarien haben muss. Dazu die Nachzuchtserfolge, welche gleichzeitig einen hohen Aufwand benötigen. Vom zeitlichen Aufwand, Kosten für einen Mentor und Lektor redet man kaum.

Und einige Zeit später kommt ein Anfänger daher, der das Buch nicht kennt, aber verurteilt.

 

Wie sieht es nun mit Präsentationen und dem Referent aus?

  1. Eine 60 Minuten-Präsentation macht Arbeit. Man muss ein Konzept haben, darf sich im Vortrag nicht verzetteln.
  2. Man muss diese Präsentation mit der Stoppuhr reden üben.
  3. Man benötigt dafür ein fundiertes Grundwissen und zum Thema ein hohes Fachwissen.
  4. Man muss sich den Fachfragen stellen können.
  5. Natürlich muss man, wie auch für ein Buch, erst einmal die Tiere pflegen, Anlagen bereitstellen, NZ-Erfolge vorweisen und vor allem auch Bilder machen können.
  6. Nun reist man zu einer Tagung, was ja Reisekosten sind. Man bucht sich ein Hotel und essen sollte man auch. Das können mitunter mehr als 300,00€ Spesen sein.

Vorankündigung einer Präsentation, durch Programme und Werbung sind üblich. Heute kann keiner mehr sagen, er hat es nicht gewusst. Die Kommentare sind im Vorfeld meist so. dass man zwar großes Interesse hat, aber der Weg dann doch zu weit ist. In dem Fall überlege ich immer, was da zu erwidern wäre. Nichts, denn würden das die Referenten sagen, gäbe es keine Tagung.

 

Zitat aus der Jahrestagung der AG Schlangen: „Unter dem nüchternen Titel „Natrix maura im Terrarium“ erörtert sie alle technischen und gestalterischen Mittel, um die Art erfolgreich halten und vermehren zu können“

Es darf mir niemand mit dem Argument kommen, es gäbe keine Informationen. Selbst zur Spezies Fidschileguan, wo es wirklich noch nichts gedruckt gibt, hielt ich ca 5 Präsentationen in ganz Deutschland.

 

Persönliche Anmerkung: sollte das frustriert klingen, dann mit voller Absicht. Ich bin ganz sicher die Letzte, die den Verlust von Literatur begrüßt. Allerdings habe ich immer mehr die Erkenntnis, woran es liegt.