Geoemyda spengleri, GMELIN 1789

Trivialnamen

D: Spenglers Zacken-Erdschildkröte

E: Black-breasted Leaf Turtle

 

Ordnung: Schildkröten (Testudines)

Unterordnung: Halsberger-Schildkröten (Cryptodria)

Familie: Altelt-Sumpfschildkröte (Geoernydidae)

Unterfamilie: Erdschildkröten-Verwandtschaft (Geoernydinae)

Gattung:  Zacken-Erdschildkröten (Geoemyda)

 

Verbreitung: Südchina (Guangxi, Guangdong, Yunnan) und Vietnam

 

Artenschutzstatus:

Sumpfschildkröten sind im Washingtoner Artenschutzabkommen Anhang II aufgeführt uns seit 2013 meldepflichtig. Die Zacken-Erdschildkröte gehört zu den bedrohten Schildkrötenarten, da die Urbanisierung und Trockenlegung der Regenwälder den Lebensraum der Art vernichtet.

 

In menschlicher Obhut: Geoemyda spengleri wurde 1789 durch Gmelin beschrieben. Philippen (2006) erwähnt ein Exemplar, welches sich schon zuvor im Besitz des niederländischen Apothekers Sprengler befand.

Die Terraristik war ja in ihren Anfangszeiten mehr ein Ausstellen lebender Tiere in zoologischen Anlagen.

(Originalsystematik der Quelle).

FLOWER, S. S., DR. M. SMITH & E. G. BOULENGER(1929): List of the Vertebrated Animals Exhibited in the Gardens of the Zoological Society of London 1828 - 1927 (London). Volume III - Reptiles, Amphibians and Fishes 434 Seiten

Unter anderem erhielt Gray Geoemyda spengleri 1834 und im selben Jahr wurde das veröffentlicht:

Gray, J.E. 1834. Characters of two new genera of reptiles (Geoemyda and Gehyra). Proc. Zool. Soc. London 1834: 99-100. In diesem Artikel beschreibt Gray Geomyda neu und berichtet von Beobachtungen an dem lebenden Tier im Zoo. Somit würde ich das als ersten Haltungshinweis eines lebenden Tieres bewerten.

 

Lebensraum:

Geoemyda spengleri bewohnt Höhenlagen zwischen 800 und 1600 m, mit Tem­peraturen zwischen 14 bis 35 °C, und hoher Luftfeuchtig­keit von ca. 82 %. Von Mai bis Oktober beträgt die Niederschlagsmengen je nach dem Monsunregen 1500 - 2700 mm. Ab November bis Februar kommt es zu einem trocken-kühlen Klima mit Temperaturen zwischen 5° und 15° C. Im Verbreitungsgebiet fallen die Temperaturen nicht bis zum Gefrierpunkt ab. Die Erdzackenschildkröte ist im verrottenden Laub, Unterholz sowie im Wurzelgewirr am Boden der Laub- und Nadelwälder zu finden.

 

Beschreibung der Art:

Die Zacken-Erdschildkröte gehört mit einer Länge von ca. 13 cm zu den kleinsten asiatischen Sumpfschildkrötenarten. Der dreikielige Rückenpanzer erinnert mit seiner braunen Färbung an ein Blatt im Herbst und entspricht der versteckten Lebensweise in Erdnähe. Der Panzer ist am Vorderrand gezähnt und der Hinterrand ist tief gezackt, außerdem ist er für eine problemlose Bewegung durch dichtes Unterholz deutlich abgeflacht. Die Krallen sind scharf und kräftig ausgebildet und perfekt zum klettern geeignet. Der raubvogelartige Oberkiefer und die scharf nach vorne gerichteten Augen (binoculares Sehen) weisen auf den Räuber hin. Die Krallen fixieren einmal erbeutetes und das spitze schnabelartige Maul zerlegt Stück für Stück die Nahrung. 

Haltung:

  • Es ist zweckmäßig das Terrarium für ein Tier in den Maßen 100 x 50 x 70 cm (L x H x B) bereitzustellen, wobei es durchaus größer sein kann.
  • Entsprechend ihrer Herkunft, mit dem dort vorherrschenden Klima, ist eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit notwendig. Rindenstücke oder Wurzeln sind als Unterholz wichtig.
  • Der Bodengrund kann Erde aus dem Laubwald sein und muss stets feucht gehalten werden. Eine Moosschicht und Pflanzen sind nicht nur optisch ansprechend, nein sie bieten zusätzlich ein gutes Microklima und Verstecke.
  • Eine große Wasserschale mit stets frischem Wasser muss unbedingt zur Verfügung stehen, denn diese Art trinkt nicht nur, sondern frisst auch gelegentlich im Wasser, allerdings kotet sie fast ausschließlich dort. Der Wasserstand sollte an der tiefsten Stelle nur so hoch sein, dass das Tier noch stehen, ohne Probleme mit den Krallen Halt findet und laufen kann. Natürlich ist das Wasser stets zu wechseln und das Gefäß muss gründlich gereinigt werden.
  • Entsprechend der Lebensweise im dichten Unterholz ist eine übermäßige Beleuchtung unangebracht. Steht das Terrarium in einem normal klimatisierten Zimmer, mit 18° bis 24° C ist keine zusätzliche Wärmequelle notwendig, ja sogar schädlich, denn steigen die Temperaturen anhaltend über 30° C, so kommt es zu Lethargie des Tieres. Ein UV-Leuchtmittel, z.B. Solar Raptor, sollte angeboten werden.
  • Zur Nacht ist eine Abkühlung zwischen 12° und 15°C durchaus normal.
  • Bedenken wir die hohe Luftfeuchtigkeit und den feuchten Bodenbereich, so kühlt das auch noch vor allem in der Nacht.
  • Es empfiehlt sich ein Paar getrennt zu halten und nur zur Paarung zusammen zu bringen.

 

Fütterung:

Die Zacken-Erdschildkröte ist ein ausgesprochener Jäger, der außer der tierischen Kost auch Wildkräuter und mineralische Bestandteile aus dem Waldboden aufnimmt. Es ist einfach die Fressgier dieser Art zu befriedigen, denn es genügt ein- bis zweimal wöchentlich Regenwürmer, Gehäuse- und Nacktschnecken, Grillen, Heimchen Heuschrecken Kellerasseln, Schwarzkäferlarven (Zophobas), oder Rosenkäferlarven in das Terrarium zu werfen. In freier Natur plündert sie tiefliegende Nester der Vögel und der Mäuse. Die Schildkröte erbeutet zielsicher, man sollte sie das Futter jagen und danach in Ruhe verdauen lassen. 

Winterruhe:

Gemäß dem Klima aus dem Verbreitungsgebiet hält die Zacken-Erdschildkröte eine Winterruhe. Dieser ist mit 8° - 12° C zu simulieren und sollte etwa 2 Monate dauern. Falls das Terrarium günstig steht oder in einen kalten Raum gestellt werden kann, ist nur die Beleuchtung zu reduzieren. Die Schildkröte kann in der vertrauten Umgebung verbleiben. Ansonsten kann man die Art im Kühlschrank, in einem Behälter mit feuchten Moos und Laub gefüllt, überwintern.

 

Zucht und Aufzucht von Geoemyda spengleri:

Die Geschlechter sollten die meiste Zeit getrennt voneinander gehalten werden, da vor allem das Männchen ein sehr ungestümes Verhalten gegenüber dem Weibchen zeigt. Die Paarung findet etwa 14 Tage nach dem Winterschlaf statt. Die Weibchen können mehrmals pro Jahr 1-2 hartschalige, längsovale Eier ablegen. Die Inkubation erfolgt bei 25°C im feuchten Substrat bei hoher Luftfeuchtigkeit. Nach 65 - 110 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie können in einem Aufzuchtsbecken, ansonsten genau wie die adulten Tiere untergebracht und gefüttert werden. 

Bei mir schlüpfen Tiere im Terrarium und auch im Inkubator.

Literatur

 

FLOWER, S. S., DR. M. SMITH & E. G. BOULENGER(1929): List of the Vertebrated Animals Exhibited in the Gardens of the Zoological Society of London 1828 - 1927 (London). Volume III - Reptiles, Amphibians and Fishes 434 Seiten

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GMELIN, J.F. 1789. Caroli a Linné Systema naturae. 13. ed., Tom 1 Pars 3. G. E. Beer, Lipsiae. 1033-1516 pp.

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Henze, M. J. (2002). Okulare Akkommodation bei der Zacken-Erdschildkröte (geoemyda spengleri). Unpublished Diplom Diplomarbeit, Fakultät für Biologie, Tübingen. 

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Jasser-Häger, I. & Philippen, H.-D. 2003. Bemerkungen zur Haltung und Zucht der ZackenErdschildkröte (Geoemyda spengleri GMELIN 1789). Draco 4 (13): 46-52

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Manthey, U. & Grossmann, W. 1997. Amphibien & Reptilien Südostasiens. Natur und Tier Verlag (Münster), 512 pp.

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Manthey,U. 1983. Exkursion am Mt. Kinabalu (4101 m), Nordborneo, Teil 3: Checkliste der Herpetofauna oberhalb 600 m ü. NN. Herpetofauna 5 (23): 20-31

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Mell,R. 1938. Beiträge zur Fauna Sinica. VI. Aus der Biologie chinesischer Schildkröten. Archiv für Naturgeschichte, N.F., 7 (3): 390-475.

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Pawlowski, S. 2007. Sinn und Zweck der Erneuerung von Panzerschilden bei Schildkröten. Elaphe 15 (3): 26-32

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Pawlowski, S. & Krämer, C. 2009. Bemerkungen zur Bestandssituation, Haltung und Nachzucht der Zacken-Erdschildkröte Geoemyda spengleri (GMELIN 1789). Sauria 31 (3): 35-40 - get paper here

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Philippen, H.-D. 2006. Die Zacken-Erdschildkröte Geoemyda spengleri (GMELIN 1789) Eine faszinierende Art. Maginata 3 (3): 10-15

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Rudloff, H.-W. 1986. Beitrag zur Kenntnis der Zacken-Erdschildkröte Geoemyda spengleri spengleri (GMELIN 1789). Herpetofauna 8 (40): 14-20

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Schaefer, I. 2005. Zacken-Erdschildkröten - Die Gattung Geoemyda. Natur und Tier Verlag, Münster, 143 pp.

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Schilde, M. 2004. Asiatische Sumpfschildkröten - Die Familie Geoemydidae in Südostasien, China und Japan. Natur und Tier Verlag (Münster), 192 pp.

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YUICHIROU YASUKAWA, HIDETOSHI OTA, AND TSUTOMU HIKIDA (1992): Taxonomic Re-evaluation of the Two Subspecies of Geoemyda spengleri spengleri (Gmelin, 1789) (Reptilia: Emydidae)