@Martin Metlika
Myocoptes musculinus (sic!) Räudemilbe

Prinzipiell wird man in meinen Dateien vergeblich Ratschläge zu Diagnostik und gar Behandlung suchen. Ich lehne es ab einem Anfänger dazu anzuleiten, denn wir haben reptilienkundige Tierärzte, die immer unsere 1. Ansprechpartner sein sollten. Von Praktiken einer Seite "Reptiliendoktor" distanziere ich mich und möchte jedem Anfänger raten, derartige Ratschläge kritisch zu prüfen

Diagnostik – Kotuntersuchung

 

Warum Diagnostik bei einem neu erworbenen Tier?

Quarantäne muss bei einem neu erworbenen Tier durchgeführt werden. Dies ist notwendig um den schon bestehenden Bestand nicht durch eingeschleppte Krankheiten zu gefährden. Die einfachste Methode ist auf den 1. Kot im Quarantänebecken zu warten um sich einen Überblick zu verschaffen. Bringt das Tier äußere Verletzungen mit, zeigt es langanhaltende Nahrungsverweigerung oder bestehen andere Unklarheiten, so sollte nicht nur der Kot untersucht werden. In diesen Fällen ist eine umfangreichere Diagnostik von einem fachkundigen Tierarzt nötig.

  • Zum Start der Quarantänezeit, im mittleren Verlauf und zum Abschluss sollten jeweils Kotuntersuchungen auf Parasiten veranlasst werden, wir reden also von minimal 3 Kotproben innerhalb von 3 Monaten.
  • Nur bei negativen Ergebnissen darf die Quarantäne beendet werden.
  • Nur bei erfolgreich behandelten Tieren (2 negative Kotproben im Abstand von 14 Tagen) darf die Quarantäne beendet werden.

 

Warum Diagnostik bei einem schon bestehenden Bestand?

  • Reptilien in Gefangenschaft sind anfälliger für Parasiten, da der Stress in menschlicher Obhut das natürliche Gleichgewicht stört und ein erhöhter Keimdruck aufgrund der geringen Fläche herrscht. Aus diesem Grund sollte eine Früherkennung eines Parasitenbefalles oberste Priorität haben.
  • Im Fall von Auffälligkeiten, wie zum Beispiel schlaffes Verhalten, Nahrungsverweigerung oder Abmagerung ist eine Kotuntersuchung angeraten.
  • Gesunde Tiere werden normalerweise jährlich, im Fall einer Überwinterung (Hibernation) vor dieser prophylaktisch untersucht.

Wie erfolgt eine Diagnostik zur Winterruhe?

  • Prinzipiell sollte die Zeit von 2 Kotuntersuchungen im Abstand von 14 Tagen einkalkuliert werden.
  • Prinzipiell sollte die 1. Untersuchungen im August beginnen, da womöglich erst nach 3 Monaten eine Behandlung abgeschlossen sein könnte.
  • Es ist zu beachten, dass die Hibernation erst sechs Wochen nach der letzten Medikamentengabe eingeleitet werden darf. Die Tiere sollten einen Wirkstoff vollständig abgebaut haben.

Wie verfährt man mit einer Kotprobe?

  • Mit einer Pinzette oder besser noch mit einem Löffel kann der Kot aus dem Terrarium entnommen werden.
  • Diese Utensilien dürfen nur in diesem Terrarium zum Einsatz kommen und keinesfalls in einem anderen Bestand oder für andere Zwecke.
  • Der Kot ist von anhaftendem Schmutz zu befreien.
  • Der Kot ist auch von Harnsäurekristalle (hauptsächlich Urate) zu befreien (weißes Anhängsel).
  • Die ca. erbsengroße Kotmenge ist in ein sauberes Stuhlversand-Röhrchen zu füllen.
  • Zwecks guter Durchfeuchtung sollte man in dieses Röhrchen einen kleinen Tropfen Wasser geben (Vorsicht - zu viel Wasser verfälscht das Ergebnis!).

Wie wird eine Kotprobe transportiert oder versendet?

  • Kotproben müssen frisch und feucht abgefüllt sein (niemals austrocknen lassen!).
  • Kotproben sind bei Routineuntersuchungen mit einfachem Postversand zu transportieren.
  • Kotproben sollten im Hochsommer per Eilpost noch am selben Tag zur Post gegeben werden, falls diese in ein Institut oder zum Tierarzt versandt werden. Zweckmäßig ist in dem Fall ein Kühlakku mit Zeitung umhüllt.

Interview mit Vet. André Schneider zur Kotuntersuchungen

Kleintierpraxis von Katrin & André Schneider

Die Fragen wurden von Esther Laue per Mail gestellt.

Sollte Kot über mehrere Tage gesammelt werden (Sammelkot) und wenn ja wie lagern?

Sammelkot ist nur bei Tieren, die täglich Kot absetzen, von Vorteil, bzw. nur bei einigen Untersuchungsmethoden bzw. Parasiten, ansonsten lieber mehrere Kotproben einzeln frisch untersuchen lassen.

Sollte es frischer Kot sein?

Ob frischer Kot nötig ist, hängt von dem Untersuchungsziel ab. Der Kot sollte daher, wenn möglich, am selben Tag versendet bzw. untersucht werden. Trocknet er zwischenzeitlich aus, können einige Einzeller nicht mehr nachgewiesen werden.

Wie erfolgt der Transport oder Versand bis zur Untersuchung?

Der Transport per Post reicht. Lagerzeiten von wenigen Stunden verschlechtern nicht relevant die Untersuchungsergebnisse, wenn der Kot nicht austrocknet. 

Tipp: Kleinste Kotmengen am besten in Silberfolie (Alufolie) mit einem Tropfen Wasser einfalten und so vor Austrocknung schützen.

Wann muss zwecks Kotuntersuchung das Tier direkt dem Tierarzt vorgestellt werden?

Nur wenn man den Verdacht auf eine Einzeller-Befall (Infestation) hat und auch ein Kloakenabstrich nützlich sein kann oder eine Darmspülung zur Gewinnung von Darminhalt unbedingt nötig ist. Die meisten Routinefragen können warten, bis der Kotabsatz spontan erfolgt.

Warum ist die Kotuntersuchung effektiver, wenn sie auf dem kürzesten Weg zum Tierarzt gebracht wird, als auf dem Postweg zu einem Institut?

Der Nachweis von Einzellern ist einfacher, da die Tiere in frischem, bis zum Eintreffen beim Tierarzt, gekühltem Kot beweglich sind. Prinzipiell ist das Versenden in ein spezialisiertes Labor aber kein schlechterer Weg als zum reptilienkundigen Tierarzt direkt. Der Tierarzt kann anhand der vorliegenden Fragestellung besser entscheiden, welche Untersuchungsverfahren nötig sind, während das Labor, falls es ungenaue Angaben erhält, womöglich nur routinemäßig untersucht, ohne Patient und Fragestellung zu kennen.

Persönliche Bemerkung:

Herrn Schneider danke ich herzlich für die Information.

 

Literatur

KÖHLER, Gunther (1996): Krankheiten der Amphibien und Reptilien, Ulmer Verlag, Stuttgart

LAUE, ESTHER (2007): Die Chinesische Bergagame Japalura splendida Vivaria-Verlag

METLICK, MARTIN (2009): Mikroskopische Untersuchungen von (Kot) Proben auf Parasiten, Unterlagen zum Vortrag vom 28.02.2010

NIETZKE, Günther (1998): Die Terrarientiere 1, S. 171-187. Ulmer Verlag, Stuttgart

SCHNELLER, Paul und PANTCHEV; Nikola (2008): Parasitologie bei Schlangen, Echsen und Schildkröten, Handbuch für die Reptilienhaltung, Chimaira, Frankfurt am Main

 

 

Esther Laue