Acanthosaura capra GÜNTHER, 1861

Trivialnamen / Synonyme

D:  Grüner Nackenstachler

 

Systematik

Klasse: Reptilien (Reptilia)

Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)

Unterordnung: Echsen (Sauria)

Familie: Agamen (Agamidae)

Unterfamilie:  Südasien (Draconinae)

Gattung: Nackenstachler (Acanthosaura)

Art: Acantosaura capra

Acanthosaura capra  ist eine von 11 Arten der Gattung. Es sind hier keine Unterarten beschrieben.

 

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Art ist Cambodia, Laos und Vietnam.

Acanthosaura capra  lebt in dichten Wäldern am oberen Teil der hohen Baumstämme. Diese Agamen bevorzugen den Schattenbereich  unterhalb der Baumkrone, selten werden Sonnenplätze aufgesucht.

Wie bei vielen Baumagamen wird nur fließendes Gewässer gesehen und sie möchten sogar einen See.

Es handelt sich um eine ruhige Agamenart, die lieber reglos verweilt, als zu fliehen.

 

Beschreibung

Acanthosaura capra hat über den Augenbrauenbogen je einen Stachel. Diesen können sie einbüßen, er regeneriert sich jedoch nicht. Ansonsten verfügt dieser Nackenstachler über keinen Stachel am Hinterkopf, alle anderen  Arten weißen diesen allerdings auf.

Der Nackenkamm ist recht markant hoch und verläuft sich deutlich getrennt von diesem in einen gleichmäßig abgeflachten Rückenkamm. Das Tympanum ist gut sichtbar. Die Körperzeichnung  zeigt sich in einem braunen Netzwerk auf olivfarbenen Untergrund. Bei Stress zeigen diese Tiere nur stumpfe braune Farben.

Die Augen umschließt ein hellgrüner, gefolgt von einem dunkelgrünen Ring.

Die kräftigen Zehen entsprechen dem Aufenthalt an Bäumen. 

Der Schwanz ist leicht abgeflacht.

 

Größe

Die Männchen erreichen eine Gesamtlänge von 30,5 cm, die KRL beträgt 12cm. Die Weibchen erscheinen größer, GL  32 cm, bei einer KRL von 13 cm.

 

Geschlechtsbestimmung

Die Art verfügt über einen Geschlechtsdichromatismus. Das Männchen besitzt einen großen Kehlsack, der einen gelblichen Grundton mit einer grünen Streifenzeichnung zeigt.  Auch der Kopf ist unterhalb des Augenringes gelblich mit einem grünen Band gefärbt.
Die Weibchen erscheinen kräftiger im Körperaufbau.

Verhaltensweisen

Die Art zeigt sich als Wildfänge scheu und neigt zu Fluchtverhalten.

Das Terrarium sollte dicht bewachsen sein und genügend Tiefe aufweisen, das verschafft Sicherheit. Besonders wichtig sind senkrecht verankerte Äste, da die Tiere nur ungern waagerecht verweilen.

Es handelt sich ansonsten um eine ruhige Art, die viele Stunden ihre Position nicht verändert. Die Tiere sind keinesfalls Sonnenanbeter, eher meiden sie helles Licht und halten sich unterhalb der Baumkronen auf.

Obwohl sie aus den Regenwäldern stammen, kann ich eine Abneigung gegenüber direkter Beregnung beschreiben. Fließendes Wasser wird gern aufgesucht, auch bevorzugen sie ein Schwimmbecken.

 

Balz und Paarung

Das Männchen balzt mit einem schönen Kopfnicken. Dazu zeigt es seinen gelb gefärbten Kehlsack. Hier ist ein hoher Baumstamm wichtig, damit das Weibchen diese schöne Präsentation erkennt. Dem Nackenbiss folgt unmittelbar eine Paarung.  

 

Gelege und Inkubation

Die Gelege reifen in etwa 4 Wochen heran und werden vom Weibchen in genügend hohen und feuchten Bodengrund abgelegt. Sie gräbt dazu ein ca. 10 cm tiefes Loch, legt dort 12-15 Eier ab und verdichtet darüber den Bodengrund mit kräftigen Stößen des Kopfes.

Bei 21-25°C entwickelt sich ein Embryo innerhalb von 190 Tagen bis zum Schlupf.

 

Winterruhe

Es genügt für ca. 8 Wochen die Nahrung einzustellen und die Beleuchtung zu minimieren.

 

Ernährung und Supplementierung

Acanthosaura capra hat ein recht vielseitiges Nahrungsspektrum, diese Art verschmäht auch keine Echsen.

 

Futterinsekten

Bevorzugt werden Regenwürmer und sonstige Würmer. Fische werden aktiv erbeutet, nestjunge Nager stehen gleichfalls auf dem Speiseplan. Natürlich können alle Insekten angeboten werden. Dem Wiesenplankton ist ein Vorzug einzuräumen, dazu verschiedenen Grillen-, Heuschrecken-, und Schabenarten bis hin zu Wachsmaden und den Larven der Schwarzkäfer.

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Tiere gemäß ihrer ruhigen Lebensweise auch gemäßigt ernährt werden. Da sie klimatisch eher kühl leben, neigen sie bei zu viel Fütterung schnell zur Verfettung. 

Als Beispiel, nur um mal die Menge zu veranschaulichen, können in der Woche 2 große Tauwürmer und eine mittelgroße argentinische Schabe verfüttert werden. Fängt sich dazu die Agame noch aktiv einen Fisch, so ist das reichlich.

 

Supplementierung

Die Insekten sollten gut ernährt sein und selbstverständlich noch mit einem Multivitamin und Mineralstoffpräparat bestäubt werden. Die Herpetal-Reihe oder Korvimin ZVT mit einem Calcium-Gemisch sind zu empfehlen.

Zu beachten ist, dass weder ein Fisch noch ein Regenwurm supplementiert werden kann, diese jedoch einen sehr guten Nährwert haben. Gerade Regenwürmer sind reich an Calcium und darum ist ihnen ein hoher Stellenwert zuzuordnen. 

 

Terrarium/Einrichtung (LxBxH cm)

Laut meinen Erfahrungen können Acanthosaura capra 1,2 in einem Paludarium gepflegt werden.

Paludarium besagt schon, es handelt sich um ein Terrarium mit großem Wasserbecken und Wasserfall.

Laut Ullrich Manthey sollten die Maße 140 x 70 x 170 nicht unterschritten werden. Die Höhe ist besonders wichtig, da die Tiere sich unterhalb eines Blätterdaches aufhalten. Über dem dichten Pflanzenbewuchs muss jedoch eine Beleuchtung vorhanden sein, welche aber von den Tieren weitestgehend gemieden wird.

Die Distanz zum Bodengrund wird gleichfalls gewahrt, Acanthosaura capra verweilen gern an Baumstämme.

 

Einrichtung 

Das Habitat sind die subtropischen Regenwälder und dies gilt es in einem Terrarium nachzugestalten.  Man richtet sein Augenmerk auf das Wesentliche, nämlich einem Wasserbecken mit Fischbesatz, einem großen Wasserfall, Pflanzen und Erde. 

Die Rückwände werden so gestaltet, dass dort reichlich Pflanzen gedeihen können. Dies kann mittels Xaxim oder Humus gestaltet werden, da das Material gleichzeitig die Feuchtigkeit gut speichert. Der Bodengrund wird ausreichend hoch und feucht eingefüllt. Pflanzen und viele Äste bieten den Bewegungsfreiraum eines Baumes.

Sonnenplätze sind eher untergeordnet, da eine Baumagame kühlere und schattigere Plätze bevorzugt. Die Beleuchtung dient vorrangig den Pflanzen.

 

Bepflanzung

Pflanzen regeln nicht nur das Klima im Terrarium, sie dienen auch den Tieren als Schutz, Aufenthalt und deren Wohlbefinden.

Eine Bepflanzung mit Ficusarten, wie "Eichenblattficus" Ficus quericifolia und Ficus scandens ist die sinnvollste Variante. Dazu lassen sich eine Vielzahl weitere Gewächse wählen, die allesamt eine hohe Feuchtigkeit vertragen und kleinblättrig sein sollten. Zum Beispiel sind Chiritia tamiana,  Pellionia deveauna, Hemygraphis penata , und  Parthenocissus inserta geeignet, aber auch einfach Efeutute Epipremnum pinnatum zu wählen.

 

Substrat

Die Wahl des Bodensubstrats ist insofern wichtig, da dieser viel Feuchtigkeit halten muss, nicht schimmeln darf und gute Eigenschaften  zur Eiablage haben muss. Ungedüngte Erde, am besten aus Laubwälder ist zu empfehlen.

 

Der Bodengrund muss ca 15 cm hoch eingefüllt, damit dem Weibchen zur Eiablage optimale Bedingungen zur Verfügung stehen. Fühlt das Weibchen sich unsicher, ist der Bodengrund zu knapp oder nicht nass genug, kann dies eine Legenot verursachen.

 

 

Beleuchtung 

Die Beleuchtung in einem Waldterrarium spielt eine untergeordnete Rolle für die Tiere, nicht für die Pflanzen. Acanthosaura capra neigen nicht zu Sonnenanbeter, sie meiden eher einen Lichtpegel. Wichtig ist, mittels guter Beleuchtung keine allzu große Wärme zu erzielen. Leuchtstoffröhren haben sich bewährt.

Beispiel: für ein Terrarium 140 x 60 x 170 bewährten sich 6 x BioVital -Vollspektrum, T5 Röhren, mit 54 Watt High Output. Dazu kann ein UV-Leuchtmittel einige Stunden angeboten werden. 

 

Temperaturen

Im Terrarium sollte eine Grundtemper von 23-25°C angeboten werden. Es kann mittels eines Strahlers auch punktuell 30°C vorhanden sein, was aber die Grundwerte nicht hochtreiben darf.  Wichtig ist eine nächtliche Kälte bis 18°C zu erreichen.

 

Luftfeuchte

Die relative Luftfeuchtigkeit sollte am Tage bei 50-60% liegen und in der Nacht auf Werte um die 90% ansteigen. Durch Nachtkälte, Pflanzen, feuchter Bodengrund und Wände plus einem Wasserbecken steigt zwangsläufig zur Nacht die Feuchtigkeit hoch. 

Literatur

DREWS, Olive (2009): Kompaktwissen Agamen, VIVARIA Verlag, Meckenheim, 29-31 S.

HALLERMANN, Jacob  (2000): The taxonomic status of Acanthosaura fruhstorferi Werner, 1904 and Calotes brevipes Werner, 1904 (Squamata: Agamidae). Mitt. Mus. Naturk. Berl., Zool. Reihe, 76 (1): 143 150

HALLERMANN, Jakob (2005): Mit Hörnern, Kämmen und Gleithäuten – die bizarren Baumagamen. Reptilia 10 (1), NTV Verlag, Münster; 18-25 S.

HARBIG, P. & U. MARONDE (-01/1983): Die Gattung Acathosaurus: Acanthosaura armate, A. capra, A. crucigera und A. lepidogaster. Verlag SAURIA, Berlin, Seite 31-33

KÄSTLE, Werner & H. Hermann SCHLEICH (2000): Zitat in: JACOB HALLERMANN (2005) Mit Hörnern, Kämmen und Gleithäuten – die bizarren Baumagamen. Reptilia10(1) NTV Verlag, Münster, 18-25 S.

MANTHEY, U. & N. Schuster (1992): Agamen. Herpetologsicher Fachverlag 120 S.

MANTHEY, U. & W. GROSSMANN (1997): Amphibien & Reptilien Südostasiens. Natur und Tier Verlag (Münster), 512 pp.

MANTHEY, Ulrich & Norbert SCHUSTER (1999): Agamen. NTV Verlag, Münster

MANTHEY, Ulrich (2008): Agamid lizards of Southern Asia, Draconinae 1. Terralog 7, 160 pp.

MANTHEY, Ulrich (2010): Agamen des südlichen Asien / Agamid Lizards of southern Asia: Draconinae 2 – Leiolepidinae  - Frankfurt  am Main, Edition Chimaira