Gifttiere

Gifttiere im Terrarium; wo liegen die Prioritäten

Frage: 

gibt es eine Art, die für den Einstieg am besten geeignet ist?

 

Antwort: 

Es gibt keine Art für einen Anfänger, es gibt nur Terrarianer mit Erfahrung und solche, die wenig bis keine Grundlagen haben. Auch als minder giftig oder wenig aggressiv eingestufte Arten bergen das Potential für Unfälle bis hin zu tödlich verlaufenden Bissen

 

Wie startet man die Haltung von Gifttieren und warum?

Indem man sich einige Dinge vor Augen hält:

  1. Die Haltung von Gifttieren ist kein Spiel oder Werkzeug der Selbstbestätigung, wer einen Kick sucht, sollte sich ein anderes Hobby wählen
  2. Man sollte sich die Sache sehr gut überlegt, da dies mit sehr ernst zu nehmenden Risiken verbunden ist, die einem unter Umständen das Leben kosten.
  3. Man sollte sich bewusst sein, dass bei der Haltung von Gifttieren die Gefahr besteht, dass man nicht nur sich, sondern auch seine Mitmenschen in Gefahr bringen kann.
  4. Kann man das Risiko voll einschätzen und ist sich der hohen Verantwortung bewusst?
  5. Ist man sich der hohen Kosten im Schadensfall, bei Entweichung des Tieres, bewusst? Man muss sich um eine korrekte Versicherung vorher kümmern.

Was wäre die Grundvoraussetzung bei der Haltung von Gifttiere und warum? 

  1. Die Grundvoraussetzung das Einhalten von gesetzlichen Bestimmungen durch die einzelnen Bundesländer und deren Landkreise bzw. einzelner Städte, wie Esslingen, Stuttgart, Leipzig etc. Hier spielen erhebliche Anforderungen an die Haltung (Tierschutz, Artenschutz und Sicherheit), an Räume, Gebäude, Gebiete und an den Halter (Sachkunde, Zuverlässigkeit, berechtigtes Interesse, körperliche und geistige Fähigkeiten des Halters u.v.m.) eine Rolle.
  2. Als Grundvoraussetzung sollte man auf jeden Fall prinzipiell kein Anfänger in der Terraristik sein
  3. Man sollte schon einige Jahre Erfahrung in der Pflege von ungiftigen Arten haben, so dass man mit allen alltäglichen Problemen und Aufgaben ohne weiteres fertig wird.
  4. Es gilt nicht anhand einer giftigen Art zu lernen, wie man Standard-Probleme erkennt und behebt.

Was wäre der richtige Weg bis zur Haltung von Gifttiere und warum? 

  1. Man sollte sich alle rechtlichen Grundlagen erarbeiten. Mittlerweile haben viele Bundesländer Verbotslisten oder Auflagen, die man erfüllen muss.
  2. Man sollte alles verfügbares Wissen zur Art, die man pflegen möchte, erwerben und sich erarbeiten
  3. Gleichzeitig sollte man einen erfahrenen Terrarianer als Mentor suchen, bei dem man alle praktischen Handhabungen erlernen kann.
  4. Dieser Mentor ist bei weitem der wichtigste Teil der Vorbereitung, und sollte unbedingt angestrebt werden. Erfahrungen, Tipps und Tricks, die man vom Haltern lernen kann, sind hoch zu werten.
  5. Hat man das nötige Know-how vermittelt bekommen, kann man zur Probe eine ungiftige Art wie eine giftige über eine relativ lange Zeit halten.
  6. Es geht darum, dass man prinzipiell sich bei der Handhabung verinnerlicht, dass man eine Spezies pflegt, die das Potential zu töten hat.
  7. Man benutzt z.B. Schlangenhaken, Schutzbrille, Schlupfkasten oder extrem lange Pinzette. Diese Übung wird einem aufzeigen, welche potentiellen Schwierigkeiten bei der Pflege einer giftigen Art auftreten.
  8. Wartungsarbeiten im Terrarium und die damit verbundene Anwendung der entsprechenden Werkzeuge lassen sich so sehr gut üben, damit man niemals in den Bereich des giftigen Tieres kommt.
  9. Sollte man während dieser Probezeit von der ungiftigen Art gebissen/gestochen werden, benötigt man mehr Zeit zur Übung. Die Art darf einem weder beißen/stechen, noch überhaupt dazu eine Chance haben. Direkter Kontakt sollte generell nie erfolgen (hands off) und ausbruchssichere Haltung, Betreuung, ggf. Verpackung und Transport muss gewährleistet und eingeübt werden.

Was wäre der richtige Weg zur Haltung von Gifttiere und warum? 

  1. Zur Haltung einer giftigen Art gibt es elementare Bestimmungen, nämlich es darf durch diese keine Bedrohung ausgehen.
  2. Der Raum muss so gesichert sein, dass keine unbefugte Person Zugang haben könnte, also Sicherheitsschloss.
  3. Das/die Terrarien müssen so gesichert sein, dass kein Tier ausbrechen kann.
  4. Das/die Terrarien müssen so gesichert sein, dass keine unbefugte Person sich Zugang zum Tier verschaffen kann, gleichfalls Sicherheitsschloss.
  5. Die Sicherheitsauflagen des jeweiligen Bundeslandes müssen erfragt und überprüfbar erfüllt werden, womöglich spezielle Sicherung von Tür und Fenster (Bruchsicherheit).
  6. Absicherung der zu genehmigenden Räume, kein Wohnraum, Vergitterungen, in manchen BL Sicherheitsvorkehrungen nach GUV R 116, also Schieber, Rollläden, Schlupfe etc. erforderlich (Behörde kann diese von Einzelfall zu Einzelfall anordnen)
  7. Es muss ein Notfallkoffer außen an der Tür angebracht sein
  8. Es muss ein Ordner mit den wichtigsten Daten außen an der Tür und ein 2. im Raum sein. Korrekte Buchführung und ausführliche Terrarienbeschriftung, dt. & wissenschaftlicher Name, Anzahl der Tiere, Giftwirkung, Erste Hilfe, Reproduktionsform (Vivipar od. ovipar), ggf. Herkunftsland (bei Echis z. B. überlebenswichtig „toxische Rassenbildung“!) kann sehr nützlich sein. 
  9. An jedem Terrarium muss klar leserlich der wissenschaftliche Name plus die wichtigsten Daten, wie Beschreibung des Giftes stehen.
  10. Die Ausstattung eines Terrariums muss die Bedürfnisse der jeweiligen Art erfüllen und Tierschutz-, sowie verhaltensgerecht sein.
  11. Die Gestaltung kann durchaus der Natur nahe erfolgen, jedoch ist es wichtig, dass man das Tier problemlos beobachten kann.
  12. Ein überfülltes unpassend gestaltetes Terrarium kann schnell zu Problemen führen. Hier zählt eher die eigene Sicherheit. Jedoch sollte man einen Präsentierteller vermeiden, Tier welches sich sicher fühlt ist weniger gefährlich.

Sollten diese angeführten Punkte in den Auflagen differenziert werden und warum? 

Ja und zwar sind Vorsorgemaßnahmen zu staffeln:

  • mindergiftigen Arten, deren Biss/Stich „nur“ Schmerzen, Übelkeit aber keine bleibenden Schäden verursacht erfordern einen Sachkundenachweis
  • Biss/Stich die eine medizinische Maßnahme erfordern, benötigen gleichfalls einen Sachkundenachweis.
  • Pflege von Arten mit tödlichem Potential, benötigen strenge Sicherheitsauflagen mit Sachkenntnis.

Persönliche Anmerkung

Zunächst möchte ich Dr. Markus Baur für die freundliche Korrekturlesung mit nützlichen Ratschlägen danken.

Persönlich war es mir wichtig dies so zu formulieren, da nicht Verbote etwas im Bewusstsein ändern, sondern klare, längst überfällige Richtlinien. Diese Datei soll nicht als Maßstab gelten, es ist meine Auseinandersetzung mit dem Komplex Gifttierhaltung. 

 

Nützliche Links

Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und Schweiz

https://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html

http://www.serumdepot.de/

http://www.aconitum-fera.de/

 

Gez: Esther Laue