Rückwand

Hier geht es um die Gratwanderung zwischen ausschließlich spartanisch, zweckmäßig, bis hin zu möglichst naturnahen Terrarien.

Terraristik - das ist kein Spiel mit Puppenstuben, die man genau so einrichtet. Man sollte sich von Barbie und Playmobil lösen.

Terraristik - das ist keine Miniaturlandschaft, wie etwa ein nachgestalteter Wadi Schab im Oman oder einen kompletten Weinberg mit vielen Terassen und Trockenmauern.

Wir gestalten möglichst einen Habitatausschnitt und müssen die Individualität einer Spezies beachten!

 

Zum Start zitiere ich mich aus “Die chinesische Bergagame”

“Alle Flächen des Terrariums sollten bei der Gestaltung einbezogen werden, denn durch massive Rück- und Seitenwände sind den Tieren zusätzliche Bewegungsflächen anzubieten. Die großen Frontscheiben sind gleichfalls in die Gestaltung mit einzubeziehen und vor allem im oberen Bereich sehr dicht mit Ästen und rankenden Pflanzen abzusichern, um die Sprünge gegen die Scheiben zu verhindern. In diesen Terrarien für Japalura splendida .........."

 

ist das in Stein gemeißelt?

Ich wiederhole, wir gestalten möglichst einen Habitatausschnitt und müssen die Individualität einer Spezies beachten

 

Rückwand als Gestaltung:

das kann man kurz zusammenfassen

  1. eine Rückwand kann mehr nutzbare Fläche bieten und die Bewegung für das Tier vervielfältigen
  2. eine Rückwand kann wärmedämmend sein
  3. eine Rückwand kann je nach Material die Klimafaktoren beeinflussen

Nur OSB, beschichtetes Holz, nur Glas oder eine Kunststoffplatte?

  1. Man muss wissen, wo gar keine Rückwand notwendig wäre, die Spezies sollte man im Focus haben.
  2. Verlust der Rückwand und spiegelnde glatte Fläche kann für einige Arten die Bewegung reduzieren. Bei einigen Arten kann es zu Scheibenspringen führen. Balzende Männchen können sich spiegeln. Und schließlich kann weniger Pflanzenwuchs an den Rückwänden ein Verlust an Klimaregler und Bedürfnis der Spezies sein. Man büßt eventuell Temperaturen ein, die man mit anderen Mitteln ausgleichen muss.
  3. Bleibt die Rückwand unbearbeitet und man baut nur die Seitenwände als Felsgestaltung, kann ein Tier sich beengt fühlen und eine Art Sackgasse entstehen. Ganz wichtig wäre hier unmittelbare vor der freien Fläche zu gestalten, damit die Flucht dort erst einmal abgebremst wird. In dem Fall könnte man aber auch die Wand gleichfalls als verfügbare Fläche anbieten. Die Frontscheiben sind oft auch so eine Falle für einige Arten, die vermeinen, sie können dahin, was sie als Ziel sehen.
  4. bei zu kompakten Felswänden könnte sich ein Tier eingeengt fühlen. Steht der Mensch vor der letzten freien Fläche, gibt es kaum Flucht. Meine Erfahrungen sind dann Flucht in den Bodenbereich, falls dort reichlich Struktur ist.
  5. bei ruhigen Arten, die zu 90% Äste nutzen, kann man eine Tiefe suggerieren.
  6. für Arten, die immer die Flucht in den Bodenbereich zu dortigen Strukturen anstreben, spielt die reich strukturierte Rückwand eine untergeordnete Rolle, kann aber innen den verfügbaren Platz minimieren.

Was spricht dagegen und dafür, bezieht man nur 2 Flächen in die Gestaltung ein, die 3. und die Front bleiben dem Blick des Betrachters frei?

  1. Man büßt eventuell Temperaturen ein, die man mit anderen Mitteln ausgleichen muss. Dafür kann sprechen, dass man nicht allzu dämmend gestaltet, darum nicht etwa an Beleuchtung spart, weil die Temperatur im Behälter zu hoch ist.
  2. Man muss die zu pflegende Spezies im Focus haben. Braucht sie alle Wände als Nutzfläche? Kommt sie mit Glas klar?
  3. Eine Rückwand kann das sein, was der Name sagt, die Fläche an der Rückseite des Terrariums. Diese Gestaltung kann sich ins Terrarium ausbreiten, ohne dass man die Seiten und Front einbezieht.

Muss man zwingend die komplette Höhe auch zubauen? Was spricht dagegen, hört man mit einer Felsgestaltung in halber Höhe der Wand auf?

  1. so kann man ein Plateau anbieten
  2. man kann so die Spezies von Leuchtmittel fernhalten
  3. man hat die Möglichkeit eine Gestaltung dunkel zu halten, den oberen Bereich deutlich hell. Hier denke ich auch an meinen Himmel mit weißen Wolken, was einzig dem Zweck dient, dass Licht/Helligkeit nicht von dunklen Wänden geschluckt wird.
  4. Klimaregler, man kann noch konzentrierter, auch natürlicher eine Fläche von der Sonne bestrahlt anbieten, ohne das Terrarium zu überheizen.

Keine Rückwand gestalten?

  1. strukturiert man keine Rückwand, lässt man sich den kompletten Innenraum zur Gestaltung offen.
  2. gern spachtle ich die 3 Wände mit einem Material, oder klebe flach Rinde auf, um dann die Grundfläche zur Gestaltung zu nutzen.

Ein Bild als Rückwand und dies in die Gestaltung einbeziehen?

 

Terrarienschau 2006 der DGHT-Stadtgruppe Dresden

& Jugend-Öko-Haus im Großen Garten.

 

Hier ein historisches Terrarium, welches mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde. Die Rückwand besteht aus Fototapete, wie einst üblich. 

 

  1. 2006 und 2007 gab es eine Terrarienschau, die in Fachkreisen gelobt wurde, auch in Vereinsliteratur als Artikel. Hier wurden mittels Foto Rückwände versehen, diese von hinten angestrahlt und in die komplette Innengestaltung einbezogen.
  2. auch ich tendiere hin und wieder zum Foto des Habitats als Rückwand, um innen die komplette Fläche demgemäß aufzubauen. Dieser Punkt bietet unendliche Gestaltungsmöglichkeiten, ohne dass man schon durch Rückwände eingeengt wird. Man schafft eher eine Offenheit, nicht die übliche Stallung.

Materialien

  1. zunehmend oder fast schon ausschließlich arbeite ich mit dem was die Natur bietet. Wir haben Lebewesen aus der Natur, warum ihnen also nicht Erde, Sand, Steine, Äste und lebende Pflanzen geben?
  2. gestaltet man alle 3 Wände mit Fliesenkleber, ist das wirklich dem Tier dienlich? Es kann sich daran bewegen, man hat durch Styropor und Bauschaum auch eine Dämmung.

Mit diesen kurzen Ausarbeitungen möchte ich für mehr Toleranz plädieren. Ich weiß es ist schwer immer alle Aspekte unvoreingenommen zu betrachten, erwische mich selbst oft in eingefahrenen Schema zu urteilen.